A Vampyre Story
Name: A Vampyre Story
 
Entwickler: Autumn Moon Entertainment
Publisher: Crimson Cow
Veröfentlichung: November 2008
Designer: Bill Tiller, Dave Harris
Platformen: Microsoft Windows, Mac OS X
 
Handlung:
 
Man schreibt das Jahr 1885. Mona De Lafitte ist eine junge, aufstrebende Opernsängerin in Paris. Eines Tages lernt Sie Baron Shrowdy von Kieffer aus Draxylvanien kennen. Er macht ihr den Hof, doch Sie ist an ihm nicht sonderlich interessiert. Unglücklicherweise ist Shrowdy ein Vampir und macht aus Mona ebenfalls einen solchen. Verschleppt nach Schloss Warg im Tiefsten Draxylvanien hat Mona nur noch einen Wunsch: Zurück nach Hause. Doch das ist leichter gesagt als getan. Nicht nur, dass Mona im Schloss eingesperrt ist, sie muss sich auch noch mit einer Vielzahl merkwürdiger Kreaturen auseinandersetzen, die alle mehr oder weniger freiwillig im Schloss hausen. Nachdem Sie mit Hilfe der Fledermaus Froderick schließlich doch noch entkommt, muss Sie im anliegenden Dorf eine Transportmöglichkeit in ihr geliebtes Paris finden.
 
Steuerung:
 
‚A Vampyre Story‘ ist ein klassisches Point-and-Klick Adventure. Allein mit Hilfe der Maus steuert man die Protagonistin über den Bildschirm. Wie es mittlerweile Standart ist wird dabei auf eine permanent eingeblendetes Interface verzichtet. Mit der rechten Maustaste öffnet man ein Inventar (sehr stylisch in Form eines Sarges gehalten) während man sich mit einem Klick auf die linke Taste bewegt. Hält man diese über einem Hotspot etwas länger gedrückt, so öffnet sich vier Optionen die man hier versuchen kann anzuwenden. Welche das genau sind, ist natürlich von Objekt zu Objekt verschieden. Meist jedoch ist es so etwas wie Untersuchen, Nehmen, Sprechen etc... Das geht alles wunderbar von der Hand, und erinnert stark an die Steuerung von Monkey Island 3. Als weitere Komfortfunktionen gibt es eine Hotspotanzeige, sowie die Möglichkeit sich direkt an die Position des Mauscursers zu begeben (natürlich nur sofern die Stelle auch erreichbar ist), was besonders bei langen Laufwegen eine Erleichterung darstellt. Insgesamt kann die Steuerung überzeugen und wird niemandem, der schon einmal eine Maus in der Hand hatte Probleme bereiten.
 
Besonderes:
 
Wie schon aus dem Klassiker ‚Sam & Max: Hit the Road‘ bekannt, hat man in diesem Spiel einen Sidekick. Die Fledermaus Froderick weicht während des Abenteuers nicht von unserer Seite. Durch ein Icon im Inventar, können wir ihn jederzeit ‚benutzen‘ und genau wie eingesammelte Gegenstände auf alles mögliche anwenden. Das macht nicht nur Spaß sondern auch Sinn, denn die Entwickler haben dieses Feature konsequent durchgezogen und oft muss man in Rätselketten auf die Hilfe Frodericks zurückgreifen. Neben der kleinen Fledermaus befindet sich noch eine weitere Besonderheit von AVS mitten im Inventar. Anders als Ihre Adventurekollegen will Mona nicht einfach alles mitnehmen was rumsteht, auch wenn es ein nützlicher Gegenstand ist. Manchmal sind ihr die Dinge einfach zu schwer oder zu groß. Dann merkt sie sich den Gegenstand und legt quasi den Gedanken daran im Inventar ab. Dort erscheint ein hellblaues Abbild des Objekts, was sich ganz normal benutzen lässt. Hat Sie schließlich einen Verwendungszweck gefunden, holt Sie das Objekt der Begierde oder schickt Froderick los.
 
Mit der Zeit lernt Mona neue Vampirfähigkeiten hinzu. Schon zu Anfang kann Sie sich in eine Fledermaus verwandeln und versuchen an Orte zu fliegen die Sie sonst nicht erreicht. Später erfährt Sie dann noch wie Sie andere Personen beißen, und so aus dem Verkehr ziehen kann. Sehr nützlich!
 
Der Sound ist schon was besonderes. Die Orchestrale Musik ist so gut, dass es den Soundtrack eigens dafür auf CD gibt. Dieser ist in der Collector‘s Edition des Spiels zusammen mit einer Mona und Froderick Figur, einem Puzzle und einer Postkarte enthalten.
 
Fazit & Kultfaktor:
 
Klingt ja alles super! Also ist ‚A Vampyre Story‘ eine EierlegendeWollmilchSau? Nein, leider nicht. Auch dieses Spiel hat so seine Macken. Da seien zunächst einmal die technischen Dinge erwähnt. Ich hatte immense Probleme mit dem Ton. In den Zwischensequenzen hing der Ton immer nach ein paar Sekunden, und während das Bild weiter lief, hörte man teilweise gar nichts mehr. Da man in den Zwischensequenzen keine Untertitel einblenden kann (Keine Ahnung warum) fällt es an diesen Stellen schwer der Handlung zu folgen. Auch ein schnell rausgeworfener Patch vom Hersteller bot leider keine Besserung. Nach kurzer Recherche im Internet scheint dies ein verbreitetes Problem zu sein. Wo ich gerade von Zwischensequenzen sprach, so schön die 2D Hintergründe im Spiel auch sind, umso unschöner sind die Animationen der Sequenzen. Mit einer festen Auflösung von 1024x768 Bildpunkten könnte ich ja noch leben (auch wenn es nicht mehr ganz zeitgemäß ist) aber der Kompressionsgrad der Filme erzeugt eine relativ starke Blockbildung, was ich schon teilweise hässlich fand. Ausserdem wurde das Spiel bei mir nach einiger Zeit doch merklich langsamer. Ein Neustart wirkte da Wunder. Scheint sich eine Menge im Speicher anzusammeln.
 
Was mir im Spiel noch auf(miss-)viel, ist die Belegung der ‚Schnellreisefunktion‘. Das war die, bei der man sofort da ist wo man hinklickt. Auf der rechten Maustaste ist sie zwar schnell zugänglich, jedoch liegt hier ebenfalls das Inventar. Befindet man sich z.b. (zufällig) mit dem Zeiger über einem der Bildschirmausgänge und will das Inventar öffnen, schwups ist man in der nächsten Szene. Klingt jetzt nicht so schlimm, passiert aber öfter als man denkt!
 
Das Spiel verfügt über eine Taste mit Hotspotanzeige. So kann man alle Interaktionsfähigen Gegenstände gleich erkennen. Das wäre in jedem anderen Adventure komfortabel, hier jedoch nicht wegzudenken. In nahezu jeder neuen Szene erschlägt einen das Spiel mit einer schon fast perversen Anzahl von Hotspots, die allerdings nicht alle eine Funktion erfüllen. Statt Pixelsuchen darf man hier Hotspots durchprobieren. Ein paar weniger hätten es auch getan. Ehrlich.
 
Aber Schluss mit der Kritik. Man (ich) hat halt auch viel von diesem Spiel erwartet, deswegen lag die Messlatte entsprechend hoch. Denn trotz der paar Mängel ist AVS zweifelsfrei ein ausgezeichnetes Spiel. Es macht (fast) alles richtig was ein Adventure können muss. Es erzählt eine tolle Story, es bietet gute, logische Rätsel und fährt mit sympathischen Charaktere auf. Hier kann ‚A Vampyre Story‘ übrigens richtig Punkten: Die Charaktere! Allen voran natürlich Mona und Froderick. Beide sind nicht nur wundervoll animiert, sie kommentieren auch beide die ganze Zeit das Geschehen, und dabei entsteht so manch lustiger Dialog. Zum Beispiel will Mona bis kurz vor Ende nicht wahrhaben, dass sie ein Vampir ist. Sie versucht sich selber einzureden, dass Shrowdy sie nur verflucht hat, und das führt zu einer ganzen Reihe witziger Kommentare und Sticheleien von Froderick. Oder wenn er ihr erklären muss was das Schild mit der Aufschrift „NCC1701“ bedeutet.
 
Das Spiel endet wie viele Adventures aus der nahen Vergangenheit: Mit einer Fortsetzung. Ob Mona es bis nach Paris schafft oder nicht, erfährt man in diesem Spiel also leider noch nicht. Das kann man bemängeln oder einfach nicht gut finden, mich persönlich störte das ‚Fortsetzung folgt...‘ jedoch weniger, da es stimmungsvoll und passend eingesetzt wurde.
 
Zusammengefasst:
‚A Vampyre Story‘ ist ein wirklich gutes Spiel mit kleineren (technischen und spielerischen) Mängeln über die man allerdings gerne hinwegsieht. Seine volle Stärke spielt es in der gut erzählten Geschichte und den lustigen, und gut vertonten Charakteren ab. Ebenfalls angenehm ist das relativ unverbrauchte Vampir(humor) Szenario. Von mir eine klare Kaufempfehlung!
 
„Graphic Adventures are not dead. They‘re undead!“
 
 
 
Trailer zu ‚A Vampyre Story‘