Hellsehen und die Deutsche Bahn AG
 
Nein, leider behandelt dieser Eintrag nicht wie man die momentanen Verspätungen der Bahn vorhersehen kann, noch kann ich es selber. Obwohl, so schwer ist das gar nicht: Man nehme Planmäßige Abfahrtszeit + 10 min Standartverspätung + 10 min Eis- und Schneeverspätung + 10 min Der-Fernverkehr-hat-aber-Vorrang Verspätung. Gilt natürlich nur für den Regionalverkehr, ist aber auch gut denn im Prinzip kann man so kommen wann man will, man erwischt immer noch den Zug der schon vor einer halben Stunde hätte losfahren sollen. Besser noch! Oft darf man dann auch IC oder ICE fahren, was wie wir gesehen haben, ja richtig toll ist. So schlimm wie viele sagen ist die Bahn jetzt aber nicht. Wer rechnet denn schon damit dass es im Januar friert? Dafür machen die das richtig toll. Ich habe in den letzten Tagen nie länger als 10 min auf den Zug warten müssen. Gut, es war nicht der Zug der auf dem Plan steht, sondern irgendein(!) anderer (siehe oben) aber wen juckt es solange ich ans Ziel komme. Quasi: „Die Bahn kommt!“ (irgendeine, irgendwann)
 
Doch bevor ich gleich noch mehr zur Bahnfahrerei von mir geben, zunächst zurück zum Hellsehen. Ich trage ja Kontaktlinsen. Genau, diese Dinger in den Augen, die sich extrem eitle Menschen wie ich zulegen, damit sie ihr eh schon von der Natur gezeichnetes Gesicht nicht auch noch mit so einem Drahtbügel verschandeln müssen. Nachts müssen die Teile aber raus, sonst kann es zu interessanten Nebeneffekten führen. (Stichwort: Habe ich mich gestern Abend blind gesoffen?) Also schön über Nacht reinigen, und eben jene Reinigungsflüssigkeit wollte ich mir letztens besorgen. Ich gehe zwei Minuten vor Ladenschluss zum Optiker meines Vertrauens und als ich einen Schritt durch die Tür gemacht habe ruft mir die nette Dame von drinnen schon entgegen: „KONTAKTLINSEN?!“ Zunächst versucht mit einem lässigen „Nein danke ich hab schon gegessen.“ zu kontern bin ich doch etwas perplex ob die Frau jetzt Hellsehen kann(!) oder ob man die verflixten Dinger auf diese Entfernung sieht. Dementsprechend kommt mir nur ein verunsichertes „Ja...?“ heraus. Kaum habe ich diese Silbe ausgesprochen bittet Sie mich auch schon mitzukommen, sie habe schon alles vorbereitet. Ich folge ihr unauffällig wobei ich in jeden(!) Spiegel schaue der mir begegnet ob die Linsen in meinen Augen vielleicht leuchten oder so,.Ich weigere mich nämlich weiterhin zu glaube dass die Dame übersinnliche oder unterirdische Kräfte hat. Das Rätsel lüftet sich rasch als sie mich bittet auf einem Stuhl vor einer riesigen Apparatur Platz zu nehmen. Leider kann ich als Physiker nur sagen dass es weder ein Teilchenbeschleuniger noch ein nuklearer Hochtemperatur Gefechtskopf (Atombombe!) war. Ich fragte mich „Warum?“ und deshalb fragte ich die nette Dame „Warum?“ Etwas verwirrt erwiderte Sie „Für den Sehschärfe Test mit den Kontaktlinsen“ zu dem ich angeblich angemeldet war. Nun war ich beruhigt. Es handelte sich um eine einfache Verwechslung und weder konnte hier jemand Hellsehen noch strahlten meine Kontaktlinsen in irgendeinem Spektralbereich den alle außer mir wahrnehmen konnten. Wir lachten herzlich und dann machte ich mich auf den Rückweg (ja, MIT dem Reinigungsgedöns) denn ich musste noch einen Zug erwischen...
 
...was sich natürlich als unproblematisch herausstellte. Die DB ist ja super! Leider nicht so super sind meist die Mitfahrer in den Zügen. Weil es natürlich rappelvoll war musste ich stehen. Aber das macht mir nichts aus. Relativ eng mit vielen anderen Leuten. Finde ich jetzt nicht so toll, aber man hat sich dran gewöhnt. Wie ich da also so stehe (immerhin musste ich mich nicht festhalten, umfallen war eh unmöglich) höre ich das Geschrei eines Kindes. Obwohl ich Metallica - Blitzkrieg (Darf man das eigentlich noch sagen?) in hoher Lautstärke genoß. Geschrei wird lauter. Ich sehe mich um und sehe eine Mutter mit kleinem Kind auf dem Arm in meine grobe Richtung näher kommen. Mit einem Schlag ist mir das Geschrei egal, denn etwas deutlich schlimmeres erreicht meine Sinne. Je näher diese Frau mit dem Kind kommt, desto stärker stinkt es hier auf einmal. Man sieht richtig wie alle eine Gasse um dieses dünstende Duo machen. Ich ahne schlimmes. Kurz hinter mich geblickt, ja die Toilette ist direkt bei mir. Herzlichen Glückwunsch, Hauptgewinn. Es dauert nicht lange da kann ich das ganze Ausmaß aus nächster Nähe genießen. Während ich versuche mich nicht in die Massen zum übergeben (als ob das vom Geruch jemandem auffallen würde) frage ich mich was dieses Kind gegessen hat um eine derartige „Note“ zu produzieren. Wahrscheinlich Scheiße. Erst jetzt fällt mir auf, dass die Mutter zwar vor mir steht und mich blöd angrinst, das Kind heiter weiter schreit (und dampft) sie jedoch nicht die Örtlichkeiten betreten. Aha, besetzt. Also bleiben sie noch ein Weilchen hier stehen. Kurz darauf habe ich mir ausgerechnet, dass die Strafe für die Benutzung der Notbremse gar nicht soooo teuer sein kann und außerdem bin ich mir nicht sicher ob in diesem Fall der Einsatz nicht sogar ausdrücklich genehmigt wäre, als man von innerhalb der Toilette die Spülung hört. Gott sei Dank. Viel länger hätte ich es neben Klein-Stinky hier auch nicht mehr ausgehalten. Schlimmer kann es nicht mehr stinken denke ich mir. In diesem Moment geht die Toilettentür auf und ich revidiere meinen letzten Gedanken ganz schnell wieder. Heraus kommt ... etwas ... es hatte einen Bart, quasi im ganzen Gesicht, war dreckig und roch wie der Vater des Kleinen. (Soll an dieser Stelle natürlich keine Beleidigung, lediglich eine Feststellung meiner Nase sein) Mutter und Kind ist der Geruch egal, ich denke mal Sie ist dran gewöhnt und dass er noch nicht an seinem eigenen Gestank eingegangen ist grenzt für mich eh an ein Wunder, und sie stürzen rein. Tür zu, Kind weg, komischer stinkender Typ weg, alle atmen auf. Vielmehr aus. Manche waren auch schon ohnmächtig geworden, hat nur keiner gemerkt weil ja niemand umfallen konnte. Fazit: Die Sache stinkt!
Sonntag, 11. Januar 2009